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Ranzige Diven

Diesen Sommer sind mehrere meiner Seifen ranzig geworden und ich fragte mich warum. Zuerst suchte ich nach Gemeinsamkeiten in den Rezepten. War ein bestimmtes Öl dafür verantwortlich? Dann nach Hinweisen in den Fachbüchern und schliesslich im Internet. Und siehe da: anscheinend wird jede Seifenmacherin früher oder später mit diesem Problem konfrontiert. Es gibt viele Diskussionen und Vermutungen, was der Grund sein könnte. Ein qualitativ schlechtes Olivenöl, ein Öl mit überschrittenem Ablaufdatum, zuviele ungesättigte Fettsäuren, ein zu hoher Überfettungsfaktor, schlechte Lagerung… Am Ende wusste ich, dass Vieles eine Rolle spielen könnte und dass es wahrscheinlich nicht nur einen einzigen Grund gibt.

Fette verderben, was sich schon im Anfangsstadium durch eine Geruchs- und Geschmacksveränderung zeigt. Bei Naturseifen stört vor allem die Farbänderung. Die Seife wird fleckig gelb und es sieht aus, als ob sie schwitzt, wie ein Käse, der zulange an der Wärme steht. Genau genommen oxidiert die Seife. Dieser Prozess wird durch hohe Temperaturen beschleunigt. Doch wieso oxidieren die im Supermarkt gekauften Seifen nicht? Ich vermute, dass diese Seifen sehr stabil sind, weil sie nur gesättigte (Mineral-) Öle und kein Glycerin enthalten.

Naturseifen sind etwas anspruchsvoll, es sind kleine Diven. Sie wollen kühl, trocken und luftig gelagert werden. Unsere Dachwohnung ist dafür nicht ideal. In unseren 4 Wänden wird es bis zu 28° heiss und die vielen Tropennächte bringen kaum Abkühlung. Um den Temperatureinfluss zu testen, habe ich drei Seifen drei verschiedenen Klimazonen ausgesetzt: dem warmen Badezimmer, dem heissen Dachboden und dem kühlen Weinschrank. Die drei Testobjekte sind auf dem Foto zu sehen. Die linke wurde - so ranzig wie sie war - im Badezimmer verwendet und sie wurde mit der Zeit noch ranziger. Bei den beiden anderen wurden zuerst die verfärbten Stellen abgehobelt. Danach durften sie mehrere Wochen im neuen Klima verbringen. Das Resultat: auf dem Dachboden setzte der Oxidationsprozess wieder ein, im Weinschrank bei 14 ° nicht. Mir ist jetzt klar, dass der Weinschrank vor der nächsten Sommerhitze vorübergehend zum Seifenschrank umfunktioniert wird. Nicht dass meine Diven wieder ranzig werden. 

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